Hintergrund-​Information

Progessive Muskelentspannung (PME)

Nervenzellen

Die progressive Muskelentspannung nach Jacobson ist ein Entspannungsverfahren, das von der fühlbaren Spannung und Entspannung der Willkürmuskulatur ausgeht. Dies hat den Vorteil, dass sie sehr leicht zu spüren ist und zu erlernen ist. Beim Erlernen der Technik wird großen Wert darauf gelegt, nicht nur die Veränderungen der Spannungszustände der Muskulatur genau wahrzunehmen, sondern die Aufmerksamkeit auf die mit Angst einhergehenden Muskel(ver)spannungen zu richten und denen stärkere Bedeutung zukommen zulassen. Daraus entsteht eine Art Frühwarnsystem, welches die Möglichkeit beinhaltet, auf die ersten Alarmzeichen muskulärer Verspannung zu reagieren, die meistens Vorboten für weitere Stressreaktionen sind, die dem Bewusstsein erst wesentlich später klar werden.

Edmund Jacobson (1885 – 1976) ein in Chicago und New York praktizierender Internist, begann mit seinen Forschungen zum Thema 1908 an der Harvard University.

Die jahrzehntelangen Untersuchungen, die nicht zuletzt in 64 wissenschaftlichen Arbeiten und acht Büchern veröffentlicht wurden, führten ihn zu der Schlussfolgerung, dass psychische Spannungen immer von Muskelkontraktionen begleitet sind und das sich umgekehrt die Entspannung der Muskeln gleichzeitig positiv auf das Körpergefühl und das Seelenleben auswirkt.

Notwendige Faktoren zur Ausübung für progressive Muskelentspannung:

  1. Die willentliche abwechselnde Spannung und Entspannung verschiedener Muskelgruppen.
  2. Die Konzentration auf die Wahrnehmung auch subtiler Empfindungen.
  3. Der Lernvorgang oder auch Übungseffekt, der langsam eine Umstellung im körperlichen und seelischen Bereich ermöglicht.

Über die Entspannung der Muskulatur können auch andere Zeichen körperlicher Unruhe oder Erregung reduziert werden, wie beispielsweise Herzklopfen, Schwitzen oder Zittern. Darüber hinaus können Muskelverspannungen aufgespürt und gelockert und damit Schmerzzustände verringert werden.

Aufgrund der Leichtigkeit des Erspürens der unterschiedlichen Spannungszustände der Muskulatur ist die progressive Muskelentspannung besonders für Menschen geeignet, bei denen zeitintensive Entspannungstechniken oder Trainings nicht möglich sind.

Anwendungsmöglichkeiten für progressive Muskelentspannung:

  • Stress
  • Kopfschmerzen (Spannungskopfschmerzen, Migräne)
  • Bluthochdruck
  • Flugangst, Lampenfieber, Prüfungsangst
  • Geburtsvorbereitung
  • Stottern
  • Magen- und Darmstörungen
  • Nächtliches Zähneknirschen
  • Schlafstörungen
  • Angststörungen
  • Begleitende Behandlung von Krebspatienten

Kontraindikationen und Grenzen:

Menschen mit entzündeten Muskelgruppen sollten diese bei der Übung nicht anspannen. Nach Rückgang der Entzündung kann die progressive Muskelentspannung wieder in ihrer Normalform durchgeführt werden.

Bei Psychotikern oder präpsychotischen Zustandsbildern ist die Entspannung sinnlos und kann sogar Wahnvorstellungen fördern.

Schwere Zwangszustände verhindern von sich aus jegliches Entspannungstraining. Hierbei kommt es aufgrund der vorhandenen Kontrollzwänge zu einem „hängen bleiben“ in der gerade durchgeführten Übung. Ein Weitergleiten in die nächste Übung wird dadurch unmöglich. Nach einer Psychotherapie, welche die Fähigkeit loszulassen deutlich verbessert hat, kann an ein Training in geringem Umfang gedacht werden.

Bewusstseinseinengungen hervorgerufen durch Medikamente oder Depressionen sind ein großes Hindernis für jeden Lernprozess, sodass auch hier in den meisten Fällen ein Entspannungstraining eher sinnlos erscheint.